Berner Museumsgeschichten

Kostbar verpackt

1993 erhielt die Abegg-Stiftung aus Privatbesitz zwei grossformatige bemalte Tücher. In einem Brief schrieb die Schenkerin: «Wie wir zu diesen Tüchern kamen? Mein Mann war während des Krieges Gesandtschafts-Attaché in Ankara. Im März 1946 heirateten wir. (…) Durch ein Wunder hatten wir in London, am neuen Posten, eine Wohnung gefunden. (…)

Einige Wochen nach unserer Ankunft kamen die Haushaltsgegenstände meines Mannes an. (…) Container gab es damals nicht, alles war in fürchterlichen alten Kisten, und das innere Packmaterial bestand aus morschen Jutesäcken. Ein alter Buchara (ein Orientteppich) war aufgerollt und in alte Stoffe eingenäht. Das waren die Tücher.» Die «Tücher» entpuppten sich als kostbare spätmittelalterliche Tüchleinmalereien.

Wie diese in die Türkei kamen und weshalb sie als Einwickelmaterial für Umzugsgut dienten, wird wohl nie geklärt werden. Aber die Geschichte zeigt, auf welch verschlungenen – und oft auch zufälligen – Wegen Objekte erhalten bleiben und schliesslich ins Museum finden.

Tüchleinmalerei mit Schmerzensmann und Maria, Danzig (?), um 1400. Leinengewebe, bemalt und bedruckt, 205 x 208 cm; Inv. Nr. 4443. Foto: Abegg-Stiftung (Christoph von Viràg)

Abegg-Stiftung