Berner Museumsgeschichten

Milchpulver in aller Munde

Bis 1998 wurde die berühmte und kürzlich wieder in den Schlagzeilen erschiene Toblerone mit Schwarzenburger Trockenmilch hergestellt. Bereits 1917 liess Theodor Kocher dazu das Käsereigebäude in Schwarzenburg zur Milchsiederei umbauen. Die Bauern aus Schwarzenburg und der Region führten ihre Milchkannen auf zweirädrigen Handkarren zur «Siedi», einst mit eingespanntem Hund an der Seite und bei Schnee per Schlitten. Die auswärtige Milch kam auf Brückenwagen mit Bock, welche die Aufschrift «Chocolat Tobler» trugen, ins Dorf. Zur Käserei gehörte eine Schweinescheuer. Die vielen Milch- und Schokoladeabfälle der Milchsiederei wurden den Schweinen verfüttert. Aber nicht nur den Schweinen schmeckten die Abfallprodukte aus der Milchsiedi. Die Dorfkinder schauten hier gern vorbei. Einerseits war der Schweinehirt eine beliebte Bezugsquelle für Gratisschokolade, andererseits erhielten sie ab und an von einem freundlichen «Siedi»-Arbeiter eine Handvoll wohlriechende Trockenmilch.

Als in der Krisenzeit Ende der 1920er-Jahre die Schweinehaltung aufgegeben wurde, konnten die Bauern Buttermilch und Milchpulverabfälle zu einem angemessenen Preis in der Siederei beziehen. Mit der Schliessung der «Siedi» am 30. September 1998 verschwanden 13 Arbeitsplätze und auch die ebenso feinen wie willkommenen Abfallprodukte.

Die Schwarzenburger Milch ist jedoch nach wie vor gefragt: Sie wird in Konolfingen von Nestlé weiterverarbeitet.

Die Geschichte ist Teil der Wechselausstellung «Vom Gantrisch zum Mount Everest», die im Regionalmuseum Gantrisch noch bis am 20. November 2022 Geschichten zu Handwerk, Gewerbe und Industrie in der Region erzählt.

Regionalmuseum Gantrisch